Motivation in Teams – mit positiven Emotionen gelingt’s

by | Mrz 23, 2021

Motivation – ein Buch mit 7 Siegeln?

Wer kennt es nicht.

Da hat man eine großartige Idee, ein spannendes Projekt, eine herausfordernde Idee. Aber kaum, dass man als Führungskraft versucht, dieses Vorhaben mit dem Team umzusetzen kommen: Widerstände, Bedenken, mangelnde Begeisterung oder gar Ablehnung.

Und da stellt sich dann gleich die Frage: wie kann ich mein Team motivieren?

Oder umgekehrt: bin ich so eine schlechte Führungskraft, dass es mir nicht gelingt, mein Team zu motivieren?

Dann wünscht man sich irgendein Zaubermittel damit es gelingt: die Teammotivation.

Mit der Motivation ist das schon so eine vertrackte Sache. Wenn man fragt, woran man merkt, dass ein Team motiviert ist, dann kommen meistens folgende Aussagen:

  • Begeisterung
  • Engagement
  • Einsatzbereitschaft
  • Alle ziehen an einem Strang
  • Zielorientiertes Vorgehen
  • Leistungsbereitschaft
  • Ergebnisorientierung

Hast Du beim Lesen gemerkt, dass Du Dich mit einigen der Aussagen mehr, mit anderen weniger identifizierst? Das kommt daher, dass Menschen eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon haben, was Motivation eigentlich ist. Gerne schließt man von der eigenen Vorstellung von motiviertem Handeln auf andere. Halten wir jedoch fest: Motivation ist ein sehr komplexes Geschehen.

Jeder Mensch – und damit auch jedes Teammitglied – hat seine eigene Motivationsgeschichte. Obwohl Du als Teamleiter kein Psychologe sein musst, ist es dennoch von Vorteil, sich ein wenig mit den menschlichen Motivationsprozesse zu beschäftigen.

Was sagt die Wissenschaft zum Thema Motivation

Motiviertes Handeln wird von zwei Charakteristiken bestimmt:

  1. Dem Streben nach Wirksamkeit. Wir möchten die Gegebenheiten der Umwelt nicht einfach hinnehmen, sondern verändern und gestalten. Ein Team, das sich zusammenfindet, tut dies ja aus dem Wunsch heraus, zu gestalten und zu verändern.
  2. Dem Zielengagement bzw. der Zieldistanzierung. Ein Team setzt sich für ein bestimmtes Ziel ein und verfolgt es. Es engagiert sich für das Ziel.
    Bei der Zieldistanzierung werden bewusst bestimmte Ziele verworfen und nicht mehr verfolgt.

Aus diesen beiden Grundcharakteristiken der Motivation lassen sich schon praktische Empfehlungen für die Motivation eines Teams ableiten.

Das Team wird umso motivierter sein je besser es gelingt, ein klares Ziel zu kommunizieren oder sich auf ein Ziel zu einigen.  In der Praxis gehst Du am besten so vor, dass zunächst die Ist-Situation formuliert wird (meistens ein Problem oder ein unbefriedigender Zustand) und dann ein Ziel entwickelt wird.

Das Ziel soll dabei:

  • Klar formuliert sein
  • Messbar
  • Attraktiv
  • Realistisch
  • Einen Zeithorizont haben (Bis wann)

Zudem soll das Ziel auch das Wirksamkeitsstreben ansprechen. Menschen möchten gerne erleben, dass sie die Umwelt gestalten können. Schon von Kindesbeinen an ist der Mensch darauf ausgerichtet, sich Herausforderungen zu stellen und erfolgreich zu sein.

Deshalb:

  • Ziele, die zu einfach sind, lösen meist kein Engagement aus.
  • Ziele, die nicht erreichbar sind, überfordern und demotivieren.

Für Dich als Teamleiter ist es daher wichtig, solche Ziele zu vereinbaren, die herausfordernd aber noch schaffbar sind.

Damit Ziele auch „greifen“ können ist es wichtig, diese nicht nur rational zu verankern, sondern auch emotional. Das ist besonders dann wichtig, wenn es darum geht, die Ziele auch umzusetzen. Schauen wir uns daher die Bedeutung von Emotionen für das menschliche Handeln etwas genauer an.

Motivation – Emotion – Handeln

Emotionen haben für unseren Organismus eine wesentliche Funktion: sie bewerten Objekte, mit denen wir konfrontiert werden. Diese Bewertung kann zwei Handlungstendenzen hervorrufen:

  • Positiv bewerteten Objekten werden wir uns annähern (Annäherungsverhalten)
  • Negativ bewertete Objekte werden wir meiden (Meidungsverhalten)

Diese Einteilung läuft blitzschnell und unbewusst ab. Was uns dann bewusst wird sind Gefühle. Bei diesen spielen kognitive Bewertungen eine große Rolle. Deshalb ist die Palette an positiven und negativen Gefühlen auch so groß.

Positive Gefühle

Negative Gefühle

freudig

begeistert

hingegeben

zufrieden

ermutigt

erleichtert

aufgeregt

verärgert

ängstlich

vorsichtig

besorgt

verwirrt

frustriert

traurig

beschämt

gelähmt

Gibt es nur positive ODER negative Gefühle?

Oftmals hat man die Meinung, dass es nur entweder positive oder negative Emotionen geben könnte. Tatsächlich ist das nicht immer der Fall. Es gibt auch die „gemischten“ Gefühle.

Stelle Dir vor, dass jeder Mensch in seinem Gehirn zwei Emotions-Messinstrumente hat. Ein Messinstrument für positive Emotionen und ein zweites für negative Emotionen. Diese beiden Messinstrumente bewerten permanent den aktuellen emotionalen Zustand. Wenn jetzt ein Mensch ein Ziel, eine Absicht realisieren möchte, dann wird er das nur dann tun, wenn die positiven Emotionen überwiegen.

Wenn Du Dein Team motivieren möchtest ist es also entscheidend, dass die Ziele, Absichten und Vorhaben, die Du mit den Kolleg*innen umsetzen möchtest möglichst attraktiv sind.

Wie kannst Du nun positive Emotionen entfachen?

  • Stelle das Ziel nicht nur abstrakt dar, sondern spreche in Bildern
  • Male ein positives Zielbild
  • Stelle die Vorteile deutlich heraus
  • Gehe auch auf die zu erwartenden Schwierigkeiten ein und zeige Lösungsmöglichkeiten auf
  • Sprich auch negative Gefühle wie Ängste, Vorbehalte, Bedenken etc. an. Bagatellisiere diese nicht, sondern zeige Verständnis.
  • Überfordere Dein Team nicht mit zu hohen Zielsetzungen – wähle aber auch nicht zu geringe Ziele aus.

Persönliche Ebene der Motivation

Tauchen wir noch etwas tiefer in die Motivationsproblematik ein.

Denke einmal an Deinen eigenen Umgang mit den verschiedenen Aufgaben des täglichen Lebens. Ich wette, es gibt bei Dir Ziele und Aufgaben, für die Du Dich mühelos begeistern kannst. Andere kosten viel mehr an Überwindung. Vielleicht hast Du Dich auch schon einmal gefragt, warum sich Menschen für bestimmte Tätigkeiten begeistern können, die für Dich selbst vielleicht schwer vorstellbar erscheinen.

Menschen unterscheiden sich offenbar erheblich davon, welche Ziele sie attraktiv finden und mit welcher Energie sie das Ziel verfolgen möchten.

Motivation und Bedürfnis

Der Grund dafür liegt darin, weil jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse hat. Ein Bedürfnis entsteht, wenn einem Menschen etwas fehlt und dieses Defizit zu negativen Emotionen führt. Beispielsweise führt ein Absinken des Blutzuckerspiegels unter einen bestimmten Wert zu einem Unlustgefühl: man verspürt Hunger. Das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme steigt und man ist nun motiviert, etwas dagegen zu unternehmen.

Als soziale Wesen haben Menschen bestimmte Grundbedürfnisse erworben. Wichtig für uns sind die folgenden:

Bedürfnis

Motivation

Gefühl

Nähe, Kontakt, Beziehung

Anschlussmotivation

Wärme

Auseinandersetzung mit Anforderungen

Leistungsmotivation

Kompetenz

Gestalten, Beeinflussen, Durchsetzen

Machtmotivation

Wirksamkeit

Erfahrungen machen, Neue Grenzen erkunden, Selbsterkenntnis, Selbstausdruck

Freiheitsmotivation

Autonomie

Jeder Mensch ist unterscheidet sich darin, welche Motive und mit welcher Intensität er verfolgt. Die vorherrschenden Motive bestimmen dabei zu einem erheblichen Ausmaß das Verhalten.

Schauen wir uns dazu einmal einen Verein an, der sich mit dem Thema „Dorfverschönerung“ beschäftigt. Jeden Monat gibt es ein Vereinstreffen. Stelle Dir vor, Du machst eine Umfrage, um herauszufinden, warum die Mitglieder bei dem Verein mittun.

Deine Umfrage hat folgende Antworten ergeben:

Herr Paul: „Ich bin bei dem Verein in erster Linie deshalb, weil ich mich mit den anderen wohlfühle. Es gibt gute Gespräche. Wir kennen uns alle schon so lange. Mit vielen bin ich eng befreundet. Auch Sorgen und Probleme können wir austauschen. Das ist für mich das Wichtigste.“

Herr Müller: „Ich bin dabei, weil ich hier meine Fähigkeiten als Tischler besonders gut einsetzen kann. Es macht mir Spaß, die alten Bänke und Schautafeln zu renovieren. Besonders super finde ich den jährlichen Wettkampf mit den Nachbargemeinden um den besten Blumenschmuck. Schon zweimal haben wir den ersten Platz erringen können!“

Frau Fürst: „Ich leite den Verein seit 5 Jahren. Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen und Projekte zu initiieren und umzusetzen. Ich glaube auch ich habe ein Hand dafür, andere so einzusetzen, dass das Projekt bestmöglich umgesetzt wird.“

Frau Noël: „Ich bin neu im Ort. Für mich ist in erster Linie wichtig, zu erleben, wie ich mit den anderen und auch mit den neuen Aufgabenstellungen (ich habe noch nie etwas mit Verschönerungsarbeiten zu tun gehabt) zurechtkomme. Ich entdecke jedes Mal ganz neue Seiten an mir.“

Was bedeutet das jetzt für Dich als Teamleiter?

Wenn Du die einzelnen Motivpräferenzen Deiner Kolleg*innen kennst, dann kannst Du die Teammitglieder auch entsprechend Ihrer motivationalen Stärken einsetzen. Die Aufgabe/Person-Passung führt zu einer erhöhten Einsatzfreude des Einzelnen, da die Tätigkeit den inneren Bedürfnissen besser entspricht.

Umgekehrt hilft Dir dieses Wissen, das Verhalten besser zu verstehen.

Auch wenn sich Motive nicht direkt beobachten lassen (durch ausgeklügelte Testverfahren ist ein tieferer Einblick in die motivationale Struktur aber sehr gut möglich) kannst Du durch Beobachtung doch die Grundtendenzen besser verstehen.

Positive Emotionen befördern die Umsetzung

Halten wir fest:

  • Attraktive und positive Ziele fördern die Motivation, das Ziel auch erreichen zu wollen
  • Die Teammitglieder entsprechend ihren Motivationstendenzen einzusetzen führt zu einer erhöhten Einsatzfreude

Damit ist eine gute Grundlage geschaffen, ein motiviertes Team zu haben. Du darfst jedoch nicht automatisch erwarten, dass nun die notwendigen Schritte zur Zielerreichung auch automatisch – quasi wie von selbst – erfolgen. In vielen Fällen ist zu beobachten, dass der anfängliche Enthusiasmus verfliegt und die Umsetzung auf halbem Wege stecken bleibt.

Schnell ist man bei der Hand, die Teammitglieder abzuschreiben.

Das solltest Du jedoch nicht tun.

Zunächst prüfe Dich selbst: lässt Du den Teammitgliedern genug Spielraum oder benimmst Du Dich wie ein Mikromanager, der alles kontrollieren möchte? Eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg eines Teams ist das Vertrauen, das Du in es setzt.

Gibst Du auch genügend Wertschätzung und positive Rückmeldungen? Die Einstellung: „Es muss reichen, wenn ich nicht kritisiere!“ ist vollkommen verfehlt. Besonders in non-profit Organisationen oder Vereinen ist die Wertschätzung die einzige Münze, mit der bezahlt werden kann. Gib also konkrete Anerkennung und Wertschätzung.

Bist Du für Dein Team auch ein/-e Ansprechpartner*in? Besonders beziehungsmotivierte Teammitglieder brauchen das besonders.

Sorgst Du für ein ausreichendes Wir-Gefühl? Das Wir-Gefühl förderst Du sowohl durch geselliges Beisammensein als auch dem Feiern von gemeinsamen Erfolgen.

Bewältigung von Misserfolg

Stichwort gemeinsame Erfolge.

Nicht immer läuft alles nach Plan. Misserfolge gibt es in jeder Teamarbeit. Ziel muss es sein, nach einem Misserfolg wieder Schwung für neue Aufgaben und Herausforderungen zu nehmen.

Folgende Strategien sind mit Sicherheit kontraproduktiv:

  • Ignorieren
  • Bagatellisieren
  • Schuldige suchen

Um eine erfolgreiche Misserfolgsbewältigung zu erreichen lade Dein Team zu einer Besprechung ein. Dabei sollen alle Teammitglieder zu folgenden Punkten Stellung nehmen:

  1. Den Misserfolg genau beschreiben. Was ist danebengegangen? Was ist schiefgelaufen?
  2. Wie fühle ich mich, wenn ich an den Misserfolg denke?
  3. Woran lag es? Was ist der Beitrag des Teams zum Misserfolg? Was ist durch andere verursacht? Welche Rahmenbedingungen haben zum Misserfolg beigetragen?
  4. Was kann mein Beitrag sein, um den Misserfolg in Zukunft zu vermeiden?

Der Punkt 2 ist für viele Team ungewohnt. Gefühle anzusprechen erscheint oftmals nicht opportun. Trotzdem ist es ganz entscheidend um loslassen zu können. Um besser über Gefühle sprechen zu können empfehlen sich Methoden wie: Stimmungsbarometer, Bilder, gezeichnete Symbole…

Achte unbedingt darauf, dass Kritik untereinander in respektvoller und wertschätzender Weise geübt wird. Dafür können Gesprächsregeln oder die Methode der Ich-Botschaft nützlich sein.

Notiere unbedingt die Lernerfahrungen aus dem Misserfolg. Richte dazu ein eigenes Verfahren ein, mit dem die Lernpunkte für das Team im Zugriff bleiben können.

Hole Dir von allen die Zustimmung ein, dass der Misserfolg ausreichend bearbeitet wurde und „abgehakt“ werden kann.

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