Führungserfolg durch Selbstführung

by | Mrz 7, 2017

Wie macht Selbstführung erfolgreich?

Die Frage, was eine erfolgreiche Führungskraft ausmacht bzw. was eine gute Führungskraft ist, wird immer wieder gestellt.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Führungserfolg ist die Selbstführung. Vielleicht stimmt der Satz von Peter Drucker, dass eine Führungskraft im Grunde nur eine Person führen muss: sich selbst.  

Dieser Satz scheint jedoch wenige Führungskräfte zu überzeugen, denn Führen wird häufig  in erster Linie als “Mitarbeiterführung” verstanden. So kommt man dann sehr rasch dazu, den Führungserfolg davon abhängig zu machen, wie gut man mit MitarbeiterInnen umgehen kann, wie man diese motiviert, ein erfolgreiches Team bildet, Veränderungen gemeinsam bewältigt usw. [1]vgl. business-netz.com.

Natürlich wird niemand leugnen können, dass diese Faktoren tatsächlich einen erheblichen Teil des Führungserfolgs ausmacht, denn “Der Zweck der Führung besteht in der Beeinflussung der Einstellungen und des Verhaltens zur Zielerreichung. Die Funktion der Führung wird von Mitgliedern der Gruppe als Soziale Rolle in unterschiedlichem Umfang und Intensität wahrgenommen” [2]vgl. Wikipedia.

Zum Führen gehören jedoch immer zwei: einerseits die Führungskraft und dann die Teammitglieder, die geführt werden sollen. Je nachdem welche Seite dieser Pole betont wird, verändert sich die Perspektive und damit auch die Frage, was Führen erfolgreich macht.

Wird Führen aus der Perspektive “Beeinflussen der Mitarbeiter” betrachtet, landet man relativ schnell bei der Frage nach den Führungsinstrumenten. Also das ganze gängige Arsenal von Methoden, wie man Verhalten und Einstellungen der Mitarbeiter beeinflussen kann. Hier gibt es eine ganze Menge an brauchbaren Tools.

Faktoren der Selbstführung

Spannend wird es jedoch, wenn man die Perspektive in Richtung Führungskraft verlegt.

Betrachte einmal selbst deine Tätigkeit als Führungskraft.

Du wirst bemerken, dass du als ganze Person gefordert bist. Deine Mitarbeiter brauchen vielleicht deinen Rat, deine Unterstützung oder du musst eine strategische Entscheidung treffen, vielleicht hast du auch eine unpopuläre Maßnahme zu vertreten usw.

Manche dieser Entscheidungen oder Maßnahmen werden dir leichter fallen als andere. Bei einigen kommst du vielleicht an eine persönliche Grenze – z.B. wenn du einen Mitarbeiter den du sehr schätzt kündigen musst.

Erfolgsfaktor Werte

Jeder Mensch hat Werte nach denen er lebt und handelt. Werte sind Überzeugungen und Einstellungen, die dein Handeln beeinflussen. Werte sind die Konstanten, die Sinn vermitteln und Orientierung geben. Deine Werte beeinflussen auch sehr stark, was für dich Priorität hat.

Werte sind meistens unbewusst wirksam – sie werden dir dann deutlich, wenn ein Wert den du eigentlich leben möchtest nicht gelebt werden kann. Z.B. ist für die Unabhängigkeit ein hoher Wert – du bemerkst jedoch, dass du an deinem Arbeitsplatz ständig mit Einschränkungen konfrontiert bist. Das ist dann eine Quelle des Unmuts oder von Stress.

Mache dir daher deine wichtigen Werte bewusst.  Am besten suchst du dir eine schöne Umgebung, nimmst dir Zeit und fragst dich: worauf lege ich wert? Wofür wäre ich bereit, alles zu geben? Worauf möchte ich nicht verzichten? Damit legst du ein gutes Fundament zur Selbstführung!

Du kannst zum Thema Werte auch diesen Artikel zur Inspiration lesen.

Interessant wird es dann, wenn du dich mit anderen in deiner Organisation darüber austauschst, welche Werte sie verfolgen.

Der Organisationspsychologe Ed Schein (*5.3.1928) definiert die Kultur einer Organisation als ein System von Werten, Normen und Übereinkünften. Diese Faktoren wirken unbewusst – stellen jedoch den Zusammenhalt einer Organisation sicher.

Gerade dann, wenn ein Team nicht recht vorankommt, ist es wichtig, auf die Werte und Normen der Organisation zu achten.

Erfolgsfaktor Vision und Mission

Als Führungskraft solltest du dich nicht zu sehr in das alltäglich “klein – Klein” verstricken. Als Führungskraft solltest du das große Ganze im Blick haben.

Selbstführung mit Vision und Mission (C) Fotolia

Zwei Dinge helfen dir dabei:

  • Eine Vision bzw. ein klares Ziel. “Wer den Hafen nicht kennt in den er segeln will, für den ist kein Wind ein günstiger” lautet ein Sprichwort. Mache dir klar, wohin die Reise gehen soll – und zwar in durchaus längerfristigen Perspektiven.
  • Eine Mission. Sie beschreibt, wofür du eigentlich da bist. Was du in die Welt bringen möchtest – oder anders gesprochen worin du deine Hauptaufgaben siehst. Wenn du auf deine Werte blickst, die du dir notiert hast, sollte deine Mission auch mit deinen Werten übereinstimmen.

Wenn du eine klare Vision und eine Mission hast, wird es dir erheblich leichter fallen, dich selbst auszurichten und zu fokussieren. Und diese Fokussierung ist ein wesentlicher Aspekt der Selbstführung.

Erfolgsfaktor Selbsterkenntnis

Wie du nun auf die Situationen, die dir der tägliche Führungsalltag stellt reagierst, hängt von deiner Persönlichkeit ab.

Du solltest dich als Führungskraft selbst sehr gut kennen, um erfolgreich zu sein.

Ein wichtiger Aspekt der Selbstführung ist also die Selbsterkenntnis. Du musst um deine Stärken und Schwächen gut bescheid wissen und lernen, damit umzugehen. Deine Stärken kannst du gezielt einsetzen und nützen. Deine Schwächen kannst du gezielt abbauen oder auch versuchen, diese zu umgehen indem du andere einsetzt.

Was geschieht, wenn du zu wenig Kenntnis über dich selbst hast? Mangelnde Selbstkenntnis ist häufig eine Quelle der Unsicherheit. Du bist zu wenig informiert über deine Stärken und nutzt diese zu wenig.

Andersherum führt eine mangelnde Kenntnis der eigenen Schwächen oft zu einem unberechenbaren Führungsstil – vor allem unter Stress. Denn wenn der Stress steigt, kommen oftmals eher problematische Verhaltensweisen an die Oberfläche.

Selbsterkenntnis zu erlangen ist ein lebenslanger Prozess. “Erkenne dich selbst” stand schon über dem Orakel zu Delphi – wer wir wirklich sind ist eine große Aufgabe.

Das heißt aber nicht, dass du nicht schon jetzt Schritte dorthin unternehmen kannst: Selbsterkenntnis gewinnt man z.B. durch das Feedback eines Freundes, die Arbeit mit einem Coach, das Führen eines Tagebuchs, die Durchführung eines Persönlichkeitstests etc. Weitere Anregungen zu diesem Thema gibt Stefan Brandt in seinem Blogbeitrag “Führungspotenzial ausschöpfen

Ziel der Selbsterkenntnis ist es, dass du dich mit deinen Ecken und Kanten besser kennen lernst und weißt, wie du mit dir umgehen musst!

Erfolgsfaktor Verantwortung und Selbstwirksamkeit

Ein weiterer Aspekt der Selbstführung ist die bereitwillige Übernahme von Verantwortung.

Du bist der Gestalter deines Erfolgs!

Natürlich gibt es Umstände, die deinen Erfolg erschweren können. Es ist jedoch wenig sinnvoll, die Umwelt für alles verantwortlich zu machen. Durch diese Haltung kommst du leicht in eine Opferrolle. Du bist passiv, erlebst dich wie gelähmt und bemerkst vielleicht gar nicht, welche Möglichkeiten sich auch in schwierigen Zeiten auftun.

Selbstführung und Handeln (C) Fotolia

Ganz besonders gilt es zu erkennen, dass du auch dein emotionales Erleben bis zu einem gewissen Grad steuern kannst.

Wenn du dich beispielsweise in einer schlechten Stimmung befindest, dann hat diese Stimmung auch Auswirkungen auf deine Handlungsbereitschaft: du wirst passiver oder im schlimmsten Fall fühlst du dich wie gelähmt.

Der Mensch verfügt jedoch über die Fähigkeit, negative Emotionen abzuschwächen (z.B. wenn ein sehr unangenehmes Ereignis bevorsteht können wir uns trotzdem soweit beruhigen, dass wir die Situation aushalten können) oder auch gezielt positive Emotionen aufzurufen, die direkt die Umsetzung von Handlungsabsichten fördern (siehe auch den Blogartikel “Die Geheimnisse deiner Psyche – entschlüsselt“.

Nimm eine Gestalterposition ein und erkenne Handlungsmöglichkeiten. Reguliere deine Emotionen gezielt. Das nennt man Selbstwirksamkeit!Entdecke gerade in schwierigen Zeiten deinen Handlungsspielraum. Fokussiere dich auf deine Handlungsoptionen und dann treffe Entscheidungen.

Erfolgsfaktor Selbststeuerung

Selbststeuerung heißt:

  • seine psychischen Prozesse so abzustimmen, dass man die geeigneten Schritte unternimmt um ein gewähltes Ziel zu erreichen
  • seine Emotionen so zu steuern, dass das Selbst (also unsere gesamte Persönlichkeit) wirksam werden kann

Nach Julius Kuhl [3]em. Professor für Persönlichkeitspsychologie in Osnabrück besteht die Selbststeuerung aus vier Hauptkomponeneten:

  1. Selbstregulation – die Abstimmung von Zielen mit den eigenen Werten und dem Selbst. Wichtig ist, dass man sich als selbstbestimmt erlebt.
  2. Selbstkontrolle – die Fähigkeit, ein Ziel hartnäckig zu verfolgen und Frustrationstoleranz mitzuubringen.
  3. Willensbahnung – die Fähigkeit, das “Gewollte” auch in eine Handlung überzuführen. Initiativ zu werden und auch schwierige oder unangenehme Aufgaben anzugehen.
  4. Selbstzugang – das Gefühl, auch unter Stress bei sich zu sein und den Zugang zum eigenen Selbst nicht zu verlieren

Diese 4 Komponenten der Selbststeuerung werden durch Affekte (d.s. einfache Emotionen) beeinflusst. Eine gute Affektregulation ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbststeuerung. Diese Regulationsfähigkeit kann man erlernen.

Stelle einmal für dich fest, welche der 4 Komponenten dir besonders liegen und wo es noch Handlungsbedarf gibt.

  • Hast du das Gefühl, dass du deine eigenen Ziele, deiner Mission und deinen Werten folgst?
  • Kannst du ein Ziel auch mit Konsequenz verfolgen und gehst du methodisch vor?
  • Gelingt es dir, initiativ zu sein oder schiebst du unangenehme Dinge vor dir her?
  • Bist du in der Lage, Misserfolge gut bewältigen?
  • Bleibst du auch im Stress bei dir selbst?

Bist du neugierig geworden, wie es um deine Selbststeuerungskompetenzen bestellt ist? Hier gibt es einen wissenschaftlichen Test, der deine Kompetenzen in 13 Dimensionen analysiert. Dazu bekommst du klare Empfehlungen zur Verbesserung. Hier geht es zum Test…

Möchtest du deine Selbstführungskompetenz systematisch entwickeln? Dann nimm an meinem Onlineseminar “Starte durch mit Selbstführung” teil. Dieses Pilotseminar startet im April. Hier kannst du dich unverbindlich anmelden.

  • Wie schätzt du deine eigene Selbstführung ein?
  • Was hat dich bei diesem Beitrag zum nachdenken gebracht?
  • Wo würdest du zur Verbesserung ansetzen?

Teile das doch mit uns in den Kommentaren!

Anmerkungen und Nachweise

Anmerkungen und Nachweise
1vgl. business-netz.com
2vgl. Wikipedia
3em. Professor für Persönlichkeitspsychologie in Osnabrück
I